Valkyrie checken vor dem Kauf

  • Honda Valkyrie - Diese Eine kaufen oder nicht?


    Da steht sie nun nun vor einem, in all ihrer Pracht und Fülle:

    Ein Traum in Chrom und Stahl. Und dann dieser Motor!


    Das Geld brennt in der Tasche, das Kaufinserat klang vielversprechend, der Verkäufer macht einen seriösen Eindruck. Die klassische Checkliste (Siehe Anhang) ist abgearbeitet.


    Der Haben-Wollen-Reflex setzt ein.


    Und schon nimmt das Unglück seinen Lauf. Oder könnte es.


    Es gibt einige für die F6 spezifische Fallstricke, die vor dem Kauf vermieden werden sollten, damit es nicht im Nachgang sehr teuer oder ärgerlich wird.


    Zuallererst die Kilometerangabe: Es ist schon sehr erstaunlich, wie oft seit kurzer Zeit Laufleistungen von unter 30000km angeboten werden.


    Ich will nicht ausschließen, dass der beste Langstreckencruiser der Welt bei dem einen oder anderen Besitzer tatsächlich nur als Dekoration gedient hat, aber mal ehrlich, wer fährt WIRKLICH über die letzten 27 Jahre nur unter1000km im Jahr?


    Man bedenke: Der Kilometertacho hat nur 5 Stellen…..


    Bitte so kurze Laufleistungen nur akzeptieren, wenn sie wirklich lückenlos und plausibel mit Rechnungen belegbar ist!


    Auch gilt:

    So manche über 100000km und mehr regelmäßig gefahrene und nach Vorgabe gewartete Maschine ist definitiv nicht schlechter als eine oberflächlich geputzte Standuhr.

    Eine F6 dankt einem den Stillstand nicht. Eher das Gegenteil.


    Immer noch Interesse? Dann geht’s jetzt an Eingemachte.

    Nachfolgende Liste greift nur auf, was im Zweifel teuer in der Behebung ist und gerne vom Besitzer „vergessen“ wurde. Auch bezieht sich die Liste immer auf die ursprüngliche Originalausstattung.



    Steuerriemen und Spannrollen:

    Gates (der Hersteller der OEM Riemen) empfiehlt, die Steuerriemen alle 5 Jahre zu tauschen. Honda sagt: Alle 160000km mal nachsehen. Meine Empfehlung:

    Nach 10 Jahren sollten sie echt mal gewechselt sein. Dabei kann man auch den Zustand der Spannrollen kontrollieren.


    Scheinwerfer:
    Hat der Reflektor blinde Stellen? Gilt nur für Tourer und Standard.


    Vergaserbank:

    Was wurde daran gemacht? Wurde etwas verändert?

    Wenn ja: WAS und WARUM?

    Schön wäre: Vergaser revidiert und alle O-Ringe sowie Vakuumschläuche getauscht.

    Schlecht: Auch allerkleinste Leckagen an den Benzinleitungsverbindern.

    Wenn bisher gar nichts an den Vergasern gemacht wurde, rechnet mit der Notwendigkeit einer Revision in der Zukunft.


    Seitendeckel Links/Rechts:

    Alle Rastnasen und Laschen vorhanden? Oder wurde gepfuscht/geklebt?

    Wichtig: Lasst euch die Deckel vom Verkäufer abnehmen. Es gibt dafür eine spezielle Verfahrensweise, damit eben nichts abbricht! (siehe Fahrerhandbuch)


    Verkabelung unter dem rechten Seitendeckel:

    Sind eventuell vorhandene Zusatzgimmicks ordentlich verdrahtet und dokumentiert oder findet man ein wüstes Rattennest an Kabeln und Klemmen vor?

    Wenn Zusatzscheinwerfer verbaut, sind diese über Relais angesteuert?

    Das Gleiche gilt für eine eventuelle Upgrade-Hupe.

    Die Lenkerschalter sind mit original Licht und Hupe schon am Limit.

    Die Interstate hat beim Licht schon Relais.


    Benzinhahn:

    Schließt der Hahn auf „Off“ nicht und klemmt eines der 6 Schwimmernadeln, kann es zu einem teuren Startergetriebeschaden kommen, wenn nach längerer Standzeit ein Zylinder mit Sprit flutet. Stichwort Hydrolock.


    Auspuffrohre:

    Blechernes Klappern bei in etwa 2000-2500 Touren im warm gefahrenen Zustand deuten auf ein losgerostetes Trennblech in den Dämpferkammern hin. Die schuldigen Schweißpunkte sind verdeckt und verschliffen und können von außen nicht als defekt erkannt werden.


    Endantrieb:

    Das Sorgenkind. Lasst euch vom Verkäufer GENAU beschreiben, wie ein Reifenwechsel hinten durchgeführt werden muss. (Verwendung des richtiges Fettes, Kontrolle der drei O-Ringe und der Teflonscheibe sowie der UNBEDINGTEN Einhaltung der vorgeschriebenen Reihenfolge beim Festziehen der Schrauben Achse/Endantrieb)

    Kann er das nicht/und oder wurde der Reifenwechsel nur in Schrauberbuden durchgeführt, die das Prozedere auch nicht kannten, ist eine Schaden in der Endantriebsverzahnung mehr als wahrscheinlich!

    Da hilft nur Ausbauen und vor dem Kauf selbst in Augenschein nehmen.


    Nun: Viel Erfolg bei deinem nächsten und vermutlich letzten Motorradkauf. Nach einer Valkyrie kommt eh nix mehr. ^^


    Den Schraubenschlüssel zum Gruß!


    -mike-


    P.S.

    Ergänzungen zu dieser Liste werden gerne genommen.

  • -mike-

    Hat den Titel des Themas von „Valkyriespezifische Fehlerquellen“ zu „Valkyrie checken vor dem Kauf“ geändert.
  • Servus zusammen,

    Noch dazu ein paar Punkte:

    Kühlwasserstand und Zustand, auch im Ausgleichsbehälter, Seitendeckel links.


    Gabelsimmeringe mussen sauber und trocken sein, Die Röhre glänzend und absolut glatt.


    Ölflecken an Motor: Schaltwelle, sie gerne undicht wird, Lichtmaschine, Anlasser, Verbindung zwischen Motor und Getriebe, sämtliche Deckeln.


    Grüße

    Michi

  • Hallo,

    was mir noch einfällt: verdaddelte Schrauben. Viel zu oft wird statt einem JIS- ein Phllips- oder gar PZ-Schraubendreher verwendet.

    Aber auch die Inbus-Schrauben vom Zahnriemendeckel sind nicht vor Misshandlung gefeit. Ich habe gerade den kompletten Satz gewechselt. Allerdings bekommt man die kaum noch.


    Herzliche Grüße,

    Axel