Killschalter 98er Shadow

  • Hallo Kameraden,


    heute habe ich ein Thema, dass ein wenig "OT" ist. Mein Sohn fährt eine 98er Honda 750 C Shadow (Kettenantrieb). Die hatte krankheitsbedingt ca 4 Wochen Pause. Heute, als wir sie zu Motorrad Lammert wegen des notwendigen TÜVs fahren wollten, machte der Anlasser keinen Muck. EIn Problem, dass sporadisch auftauchte, seit mein Sohn dieses Mopped gekauft hatte. Der Fehler ließ sich durch mehrfaches Betätigen des Killschalters (!?) beseitigen.


    Nun habe ich ja bei meinen Wartungsarbeiten an meiner Walküre überraschend festgestellt, dass der Killschalter nicht nur die Zündung tot legt sondern auch das Anlasserrelais. Im Moment sind wir etwas unter Zeitdruck, weshalb ich hier frage statt die Pläne zu analysieren. Die Walküre wurde ja 97 bis 2003 gebaut, weshalb ich denke, dass die Hondasakis das Rad nicht zweimal erfunden haben. Ich schätze, die rechte Lenkerarmatur ist bei der Shadow und er Walküre gleich geschaltet. Daher meine Frage: Sitzt im Killschalter eine doppelte Kontaktierung, die nicht nur die Stromzuführung zur Zündung unterbricht, sondern auch die Zuführung zum Starterrelais? Ich denke, dass ist naheliegend, denn das Mopped meines Sohnes hat jetzt auch erst ca 35.000 km auf der Uhr.


    Gruss, EO

    EO von Waterbrunn #38689 Einer von Hundert

    Rollender Donner und schweres Metall tragen mich wie ein Sturmwind über das Land!

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    Weltfrieden!

  • Der Killschalter hat nur einen Kontakt (IG1 und IG2), aber du hast recht, der Anlasser wird dadurch auch unterbrochen.

    Da meine Nachbarin auch eine 750er Shadow hat weiß ich, das die rechte Bedienungseinheit identisch mit der F6C ist. Zumindest die EU Ausführung.

  • Hallo Berni,

    dein Hinweis hat mir die Arbeit sehr erleichtert.

    An unseren Walküren wird der Strom über das Kabel Blau/Weiß zum Killschalter und zum Starterknopf geführt. An der Shadow meines Sohnes ist es das Kabel Schwarz/Weiß. ansonsten ist die Schaltung bei beiden Maschinen gleich.


    Wir haben also als erstes die Lampe geöffnet und den Reflektor raus genommen. Dann haben wir den Kabelbaum und Stecker der rechten Lenkerarmatur identifiziert und getrennt.


    An der Walküre verbindet der Killschalter die Kabel Blau/Weiß mit Blau/Hellgrün. Bei der Shadow sind es die Kabel Schwarz/Weiß mit Blau/Hellgrün. Wir haben den Killschalter durchgepiepst, aber der funktioniert einwandfrei.


    Dann haben wir den Starter-Knopf geprüft. Bei der Walküre verbindet der die Kabel Blau/Weiß und Gelb/Rot, bei der Shadow sind es die Kabelfarben Schwarz/Weiß und Gelb/Rot. Das Kabel Gelb/Rot führt bei Betätigen des Starter-Knopfes +12V zur Primärseite des Anlasser-Relais. Sofern der Kontakt des Starter-Knopfes in Ordnung ist. An der Shadow meines Sohnes piepste es nicht. Der Kontakt hatte einen Widerstand von 2 KOhm!. Da kommt dann nichts mehr durch!


    Wir mußten also die rechte Lenkerarmatur öffnen. Das geht zwar, aber man kann sie nur abnehmen, wenn am Vergaser die Gaszüge ausgehängt werden! Dann erst bekommen die Gaszüge am Gasgriff soviel Spiel, das man sie aushängen kann und erst dann läßt sich die Lenkerarmatur vom Lenker lösen!


    Es ist sehr fummelig die kleinen Schrauben, die die einzelnen Schalter halten, aus der Armatur zu schrauben. Die Klemme des Kabelbaums der Lenkerarmatur muß ebenfalls gelöst werden. Man braucht einen kleinen, besonder spitzen Kreuzschlitzschraubendreher um die Schrauben überhaupt unbeschädigt ausbauen zu können. Glücklicherweise war die Shadow meines Sohnes immer (20 Jahre) trocken gelagert worden. Die Schrauben ließen sich lösen. Das habe ich an den alten Armaturen der CX 500 Baureihe schon anders erlebt! Man tut gut daran diese Arbeit zu zweit zu erledigen. Einer muß immer die Hände unter die Armatur halten, damit die Schrauben, wenn sie fallen, nicht am Boden ankommen und dort auf nimmer Wiedersehen wegspringen.


    Während der Killschalter ein geschlossenes Gehäuse hat, ist der Starter-Knopf offen. Feuchtigkeit, die außen auf dem Knopf ist, kann über die Kanten auch in das Armaturengehäuse kriechen und den Kontakt oxidieren. Der Knopf hat eine kleine Sperrklinke an einer Seite, die behindert, dass er von der inneren Feder aufgedrückt wird. Das Gehäuse ist aus weichem Plastik. Ein Seitenteil kann man leicht zur Seite biegen und so den Knopf frei geben. Wenn man ihn dann aufschwingt, er hat an einer Seite ein Drehgelenk, wird die Feder frei gelegt und kann entnommen werden. Dann hat an Zugang zu den zwei Kontakten und kann sie leicht reinigen. Einbau in umgekehrter Reihenfolge. Erst den Starter-Knopf, dann den Killschalter. Am Killschalter sitzt noch ein dünner Blechstreifen. Der hält den kleinen Kabelbaum, der Unter- und Oberteil der Lenekerarmatur miteinander verbindet, auf der Seite fest. Der könnte sonst zwischen Lenker und Oberteil der Lenkerarmatur geraten und die Lenkerarmatur ließe sich nicht wieder aufsetzen. Da wir die Lenkerarmatur am Lenker gelassen hatten, also den Kabelbaum nicht vom Lenker abgebaut hatten, mußten wir an der oberen Hälfte der Lenkerarmatur quasi von schräg unten bearbeiten. Daher hatte ich keine Bilder gemacht. Beim Zusammenbau mußten wir dann die Lage diese dünnen Blechstreifens "experimentell" nachvollziehen. Es gibt aber nur eine "korrekte" Stellung.


    Wir hängten dann wieder die Gaszüge am Gasgriff ein, setzen Ober- und Unterteil der Armatur zusammen und schraubten sie fest. "Das ging aber leicht!" sagte mein Sohn und ich antwortet: "Beschrei´s nicht!" - und richtig, in der Schachtel, in der wir alle entnommenen Schrauben zwischen gelagert hatten, lag noch eine vergessene Schraube, die zum Killschalter gehörte!


    Aber wir hatten Glück! Die Schraube ließ sich einschrauben ohne die Gaszüge wieder zu entnehmen. Wir haben dann am Stecker den Starter-Knopf durchgepiepst. Mein Sohn fing gleich an zu morsen, so gut ging der wieder: " l i n d b e r g h a t d e n a t l a n t i k u e b e r q u e r t "


    Dann haben wir also die Gaszüge am Vergaser wieder eingehängt und wieder festgeschraubt und wie wir gerade die Lampe wieder ins Gehäuse einsetzen, kam mein Sohn auf die glorreiche Idee, doch bevor wir alles wieder verschrauben, Mal zu testen, ob der Anlasser wieder anspringt. - "Mein Sohn!" - haben wir dann gemacht, Zündschalter auf "ON" , Starter gedrückt und: NICHTS! NADA, NJENTE!


    Ich habe dann den Stecker der Lenkerarmatur auf der Steckerseite am Kabelbaum durchgepipst. Es hätte ja sein können, dass die Kontakte vergammelt waren. Es piepste aber klar und deutlich. Also ging es jetzt am Stecker am Anlasserrelais weiter. Um da ran zu kommen muß an der Shadow die hintere Schraube es Sozius-Sitzkissen raus geschraubt werden. Dann kann man das Sitzkissen nach hinten raus ziehen. Das hat vorne nur eine Klemme. Ist das Soziuspolster weg, dann man die hintere Schraube des Vordersitzes losschrauben und der Vordersitz kann ebenfalls nach hinten rausgezogen werden. Der ist vorn am Tank nur geklemmt. Wir haben dann den Deckel des Batteriekasten abgeschraubt und beiseite gelegt (3 Schrauben). Jetzt ist das Anlassser-Relais, dass unterr dem linken Seitendeckel sitzt auch von oben zugängig. Wir haben furchbar an dem Stecker rumgeochst. Der hat ja zwei Sperrklinken, und die innere, zum Batteriekasten hin, ist kaum vernünftig zu drücken. Dann sitzen die 4 Kontaktschuhe fest im Stecker, dass es wahrlich ein Kraftakt war diesen Stecker zu ziehen.


    Der Stecker hat 4 Kontakte: Rot, +12 Volt Batteriestrom zum Zündschalter nach vorn. Kabel Rot/Weiß, Ladestrom vom Laderegler zum +Pol der Batterie, Gelb/Rot als Stromzufuhr für dei primärseite des Anlasser-Reais und ein Kabel "Masse". Im Schaltplan der Walküre, sind an der Stelle nur 3 Kabel aufgeführt, was mich etwas irritiert, aber da forsche ich später nach.


    Der Stecker machte aber insgesamt einen etwas schmuddligen Eindruck. Da war irgendwie Flüssigkeit drüber gelaufen. Wir haben ihn so gut es ging gereiningt und die Kontakte am Relais ebenfalls. Dann habe ich bei eingeschaltetem Zündschalter (Batterie ausgebaut, Anlasser-Relais-Stecker vom Relais abgezogen) die Kontakte der Kabel Rot und Gelb/Rot durchgepeipst. Immer, wenn mein Sohn den Anlasser-Knopf drückte, piepste mein Messgerät. Die Leitung war also in Ordnung.


    Vielleicht war das Problem ja mit dem Reinigen der Kontakte behoben worden. Also haben wir den Stecker wieder auf das Relais gesteckert und die Batterie wieder eingebaut. Zünschalter auf "ON", Starter-Knopf gedrückt und es machte leise "Tick" im Anlasser-Relais. Aber nur einmal! Danach war wieder Friedhofsruhe trotz mehrfachem Betätigen des Anlasser-Knopfes.


    Ich schnippte dann mehrfach mit dem Finger gegen das Anlasser-Relais, während mein Sohn den Starter-Knopf gedrückt hielt. Das Anlasser-Relais fing an zu "klickern". Dabei passiert folgendes: Das Relais bekommt +12Volt auf die Primärseite, die Spule magnetisiert sich und zieht den Arbeitskontakt für den Anlasser nach oben. Der Anlasser will Anlaufen und ganz viel Strom ziehen. Ist die Batterei aber schwach, bricht die Spannung zusammen und die Spule an der Primärseite fällt wieder ab. Nun ist der Anlasser abgehängt und die Spannung in der Batterie erholt sich wieder, die Primärspule zieht wieder an und so weiter. Im Ergebnis fängt das Relais an zu flattern.

    Einmal versuchte auch der Anlasser anzulaufen, aber nur ganz kraftlos. Das ist ein klares Zeichen das Fehlen von Spannung und Strom. Mein Sohn hat das Bike schon länger als 4 Jahre und die Batterie hat keine Datumsmarkierung, die ist also deutlich älter. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Die Batterie entlädt sich selbst wegen ihres Alters oder das Anlasser-Relais hat altersbedingt Ausfallerscheinungen.


    Wir haben also heute zu zweit 2 Stunden rumgebastelt um den möglichen Fehler auf 2 Ursachen einzugrenzen. Eine Monteursstunde kostet 55 €, Sagen wir Mal, mein Sohn wäre "der Lehrling", dann würde die Werkstatt statt 4 nur 3 Stunden zur Anrechnung bringen, also Kosten von 165 € nur um den Fehler auf 2 Ursachen einzugrenzen. Das ist der Grund weshalb Fehler in der Elektrik zu wirtschaftlichen Totalausfällen führen. Niemand will die vielen Arbeitstunden bezahlen, die anfallen um die Elektrik durchzuprüfen und den Kupferwurm zu töten!


    Zur Zeit hängt seine Batterie bei mir in der Werkstatt am Ladegerät. Morgen nachmittag werden wir herausfinden ob das Anlasserrelais ersetzt werden muß oder die Batterie...


    ...wird fortgesetzt

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  • Das war eindeutig!


    Wir haben also gerade die geladene Batterie eingebaut und den Starter gedrückt. Der Anlasser dreht kraftvoll, aber der Motor zündet nicht. Er stand in der kühlen Garage, Choke nicht gezogen. Zweiter Versuch mit Choke - der Anlasser dreht an und beginnt zu schwächeln! Dritter Versuch, der Anlasser leiert kraftlos. Damit war klar, die Batterie ist platt. Also versuchen wir morgen eine neue zu bekommen.


    ...wird fortgesetzt

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  • Abschluss: Meinem Sohn ist es gelungen, eine neue Batterie zu erwerben. Eingebaut - Startversuch: der Anlasser dreht kraftvoll den Motor und dieser springt bei gezogenem Choke nach mehr als 4 Wochen Stillstand auch sofort an. Problem gelöst, trotz "Doppelfehlers"!

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